15.04.2018-04.11.2018
GEDENKAUSSTELLUNG
BRUTUS LUGINBÜHL
BILDER + SKULPTUREN
Seit Brutus Luginbühl Mitte der 1980er-Jahre zwei Sommer auf
einer Alp verbracht hatte, bildete das inoffizielle
Nationalsymbol der Schweiz das Zentrum seines künstlerischen
Kosmos. Die Kuh wurde von ihm liebevoll, zuweilen auch ironisch,
in ihre Einzelteile zerlegt, seriell reproduziert oder
majestätisch aufs Podest gehoben. Verschiedenste Techniken und
Materialien kamen dabei in seinem Atelier in Bowil im Laufe der
Jahre zum Einsatz: Kupferstiche, Tusche auf Papier, Brandeisen
auf Holz, Eisenplastiken, Skulpturen aus Bronze und Aluminium
oder Lichtinstallationen.
Es gibt da zum Beispiel eine Holzassemblage namens «Kuhbar» aus
dem Jahr 1990: Auf einem halbierten Holzfass steht eine
«trojanische» Holzkuh mit echtem Schädel, der Bauch des Tieres
lässt sich öffnen und gibt den Blick auf eine gut bestückte Bar
frei. Kühe thronen mitunter hoch oben auf einem Gefährt mit
gestapelten Milchkannen oder formieren sich, auf verrosteten
Walzen ruhend, zu hoch aufragenden «Kuhlissen».
Früh eingespannt
Mit seinen «Viehsionen» grenzte sich Brutus Luginbühl von einer
mächtigen Vaterfigur ab, die indes in mancherlei Hinsicht
prägend blieb. Der älteste Sohn des 2011 verstorbenen
Eisenplastikers Bernhard Luginbühl wurde – zusammen mit seinen
beiden ebenfalls künstlerisch tätigen Brüdern Ivan und Basil –
früh eingespannt in das Familienunternehmen und assistierte bei
den gewichtigen Projekten des Vaters. Der gelernte Filmlaborant
absolvierte später noch eine Lehre als Zimmermann und
entwickelte im Schatten des Vaters seine eigene künstlerische
Handschrift.
Nach dem Tod des Familienpatriarchen vor sechs Jahren war Brutus
Luginbühl auch zum Verwalter des väterlichen Werks aufgerückt.
Da ist einerseits der seit 1998 der Öffentlichkeit zugängliche
Skulpturenpark auf dem Anwesen der Familie Luginbühl in
Mötschwil; andererseits amtete Brutus im 2004 eröffneten
permanenten Ausstellungsraum im ehemaligen Alten Schlachthaus in
Burgdorf als verantwortlicher Leiter.
(Quelle:
Alexander Sury, Der Bund)
Gedenkausstellung
Basis dazu bildet die bisherige, vom Brutus konzipierte
Ausstellung «Brandfiguren» von Bernhard Luginbühl. Bei den
zwischen 1976 und 2007 durchgeführten Brandaktionen war Brutus
Luginbühl fast immer an der Seite des Vaters. Zu dieser
Ausstellung hat Brutus Luginbühl 15 nachträglich gebaute Modelle
beigesteuert. Zahlreiche Bilder und Skulpturen aus dem Schaffen
von Brutus ergänzen die neue Ausstellung.